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Methode

 

Allgemeines zur Methode der Dendrochronologie

(Hierzu finden sich Literaturhinweise z.B. in: B. Schmidt, H. Köhren-Jansen, K. Freckmann. Kleine Hausgeschichte der Mosellandschaft (Schriftenreihe zur Dendrochronologie und Bauforschung 1) 2. Aufl., Köln, 2000.)

In der gemäßigten und borealen Klimazone haben sich die Pflanzen während der Wintermonate auf eine Vegetationspause eingestellt, und so entsteht z.B. bei den Bäumen alljährlich von April bis September neues Gewebe, das den Holzkörper als eine Schicht vollständig umschließt. Am Querschnitt eines Baumes lässt sich die Abfolge dieser Schichten - Jahresringe - häufig schon mit bloßem Auge erkennen. Mit der Breite dieser Jahresringe beschäftigt sich die Dendrochronologie. Das Wachstum vollzieht sich im Übergangsbereich zwischen Rinde und Holz (Kambialzone), und dort findet die Zellteilung, -Streckung und -Ausdifferenzierung statt, indem nach innen Holz- und nach außen Rindenzellen angelegt werden. Dadurch nimmt der Baum an Stärke zu (Dickenwachstum), die Zweig- und Wurzelspitzen verlängern sich (Längenwachstum). Auf das Wachstumsgeschehen wirken endogene Faktoren (z.B. genetische Anlagen, Wuchshormone), klimatische und ökologische Einflüsse ein, dies mit sehr unterschiedlicher Dauer und Intensität, so dass sich Schwankungen innerhalb eines Tages, aber auch von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr feststellen lassen.

Das in einer Vegetationsperiode erreichte Dickenwachstum (Jahrringbreite) kann als Resultat mannigfaltiger Einflussgrößen, die teilweise miteinander korreliert sind, beschrieben werden. Häufig erkennt man schon ohne Mikroskop, dass die Jahrringbreite von Jahr zu Jahr mehr oder weniger deutlich schwankt. Für diese Breitenschwankung ist z.T. das jährlich unterschiedliche Klima verantwortlich. Auf dieser Tatsache beruht die dendrochronologische Datierungsmethode. Die Aufeinanderfolge von engeren und breiteren Jahresringen ist häufig so charakteristisch, dass man von Jahrringmustern sprechen kann. Bei zeitgleichen Bäumen der gleichen Holzart und des gleichen Wuchsgebietes, die mehr als 50 Jahresringe angelegt haben, findet man eine deutliche Übereinstimmung ihrer Jahrringbreitenmuster. Geringere Kurvenübereinstimmungen entstehen z.B. bei unterschiedlichen Standorten oder mit zunehmender Entfernung.

Will man die Jahrringkurve eines Holzes unbekannten Alters datieren, benötigt man eine Referenzjahrringkurve, die mindestens bis in jene Zeit zurückreicht, in der das Holz gewachsen ist. Der Aufbau solcher Referenzjahrringkurven beschäftigt die Dendrochronologie seit Beginn ihrer Forschung, da hier die Voraussetzung für eine erfolgreiche Datierungsarbeit liegt.

Da die Eiche in Mitteleuropa selten ein Alter von mehr als 300-400 Jahren erreicht, kann mit noch lebenden Exemplaren lediglich eine Bezugskurve für diese Zeitspanne aufgebaut werden. Die gewünschte Verlängerung einer solchen Kurve erreicht man dann mit Hilfe des sogenannten Überbrückungsverfahrens, bei dem immer ältere Baumgenerationen (z.B. Hölzer von Fachwerkhäusern, Kirchen und Klöstern) gesucht werden, deren Jahrringkurven am jüngeren Ende sich mit dem Muster der Referenzkurven am älteren Ende überschneiden und verzahnen lassen.

Bei der Eiche als ringporigem Holz sind - im Gegensatz zu den Nadelbäumen und zerstreutporigen Laubbäumen wie z.B. Fichte und Erle - Jahrringausfälle oder Doppelringe in einer Vegetationsperiode nicht bekannt. Dies ist auch nicht sehr wahrscheinlich, da die Eichen vor Beginn der Blattentfaltung neue Gefäße ausbilden müssen (Frühholz), die für die Wasserversorgung der neuen Blätter unbedingt erforderlich sind. Denn die in den zurückliegenden Jahren gebildeten Gefäße können die erforderliche Wassermenge nicht mehr transportieren. Diese Tatsache erlaubt es, die bei der Eiche erkannten Jahresringe mit Sonnenkalenderjahren gleichzusetzen, wodurch der Aufbau der Jahrringkalender wesentlich erleichtert wird.

Die dendrochronologische Datierung eines Holzes setzt zwei Bedingungen voraus:
1. Die Existenz einer Bezugsjahrringkurve, die lückenlos von der Gegenwart bis mindestens in jene Zeit zurückreicht, in der das zu datierende Holz gewachsen ist.
2. Die Jahrringkurve der zu datierenden Holzprobe muss mit der Bezugsjahrringkurve eine so deutliche Übereinstimmung zeigen, dass sie als Synchronlage akzeptiert werden kann.

Aufgrund der vielfältigen jährlichen Einflüsse auf das Wachstum eines Baumes lässt sich keine vollständige Übereinstimmung zwischen den Jahrringkurven zweier zeitgleicher Bäume erwarten. Der Dendrochronologe muss bei jedem Vergleich von Jahrringkurven entscheiden, ob die Übereinstimmung zufällig ist oder nicht. Diese Entscheidung wird zwar durch Rechentests wesentlich erleichtert, doch es entbindet den Dendrochronologen nicht von der Entscheidung am Leuchttisch, ob eine Kurvenlage verworfen wird oder als Synchronlage akzeptiert werden kann.

Die Fortschritte der Dendrochronologie in den letzten Jahren sind zu einem wesentlichen Teil auf die modernen Jahrringmessgeräte mit angeschlossenem Rechner und nicht zuletzt auch auf die Computerprogramme, die zum Auffinden von Synchronlagen herangezogen werden, zurückzuführen.